3.5.1.2. Rechtschreiben

Unsere Kinder wollen schreiben.

Damit sie das gleich vom ersten Schultag an (ausprobieren) können, wird ihnen mit dem Einsatz der Anlauttabelle eine Technik vermittelt, wie sie von der Sprache zu den Buchstaben finden. Damit steht ihnen für die Schrift von Anfang an die ganze Welt ihrer Sprache zur Verfügung. Von Anfang an gilt, den Lernweg für Kinder zu ordnen und überschaubar zu machen. Der Kritik, dass Kinder bei dieser Form des Schreibenlernens nicht die korrekte Rechtschreibung erlernen, können wir uns nicht anschließen. Denn: Alle Kinder wollen schreiben. Das Arbeiten mit der Anlauttabelle dient der Schreibmotivation und nicht dem Rechtschreiblernen. 

Da die Kinder bei der Einschulung unterschiedliche Möglichkeiten und Fähigkeiten im (Recht-)Schreiben besitzen und unterschiedliche Vorerfahrungen haben, wird dieser Lernprozess auch von Kind zu Kind verschieden verlaufen. Jedes Kind braucht unterschiedlich viel Zeit und Übung, um zur letztendlich gültigen und richtigen Schreibung von Wörtern zu gelangen. 

Der Rechtschreiblernprozess - der der Unterstützung der Schreibmotivation folgt - kann daher nur in einem differenzierten Unterricht für alle erfolgreich sein. Im Sprach-, Sach- und Religionsunterricht, aber auch im fächerverbindenden Unterricht, können die Kinder ihre Fertigkeiten auf ihrem jeweiligen Niveau anwenden.

In der Schuleingangsphase heißt das für uns:

Beachtung der ...

... Laut-Buchstaben-Verbindung

„Schreibe so, wie du sprichst, aber sprich deutlich!“

In den ersten beiden Schuljahren ist die Festigung der regelhaften Laut-Buchstaben-Beziehung das wichtigste Lernfeld. Die Ziele sind hier: deutliches Sprechen, Laute heraushören, Zeichen erkennen und Buchstaben bewegungsrichtig schreiben. Unsere Kinder sollen wissen, dass es normal ist, am Anfang in einer Privatschreibung die Wörter zu verschriften. Es besteht nach unserer Erfahrung kein Grund zur Angst, dass diese ersten Versuche zu dauerhaften Schwierigkeiten führen. In Elternabenden wird dies auch den Eltern anhand praktischer Beispiele verdeutlicht.

... Morphemkonstanz und orthografischen Regelungen

„Erhalte den Wortstamm über alle Ableitungen und Umformungen hinweg!“

Durch dieses Prinzip wird vor allem das schnelle Lesen unterstützt, da wir anhand bestimmter Strukturmerkmale des Wortstammes schnell die Bedeutung erfassen können. Ab Klasse 2 rückt dieses Konstruktionsprinzip mehr und mehr in den Mittelpunkt des Schreiblernprozesses.

... kontextbezogenen Regelungen

„Schreibe so, dass der Leser dein Geschriebenes schnell verstehen kann.“

Die korrekte Schreibung einzelner Wörter lässt sich letztlich nur aus dem Kontext ableiten.

Hinzu kommen noch Ausnahmeschreibungen

„Wenn du nicht sicher bist, schlage im Wörterbuch nach!“

Bei diesen Grundforderungen orientieren wir uns am Konzept von Norbert Sommer-Stumpenhorst, das er in seiner Rechtschreibwerkstatt festgehalten hat. Für dieses Konzept hat es im Kollegium eine Mehrheit gegeben und so arbeiten wir damit seit dem Schuljahr 2004/05 in unterschiedlich starken Ausprägungen. Schlüssel- und Bewertungstabellen sind in unserem Schulplaner (seit 2013), den alle Kinder besitzen, zur Kontrolle festgehalten (siehe hier: KLICK!). 

Wir halten es für sinnvoll, weil es einem durchgängigen Prinzip folgt. Der Grundaussage Sommer-Stumpenhorsts „Wer das Ziel nicht kennt, sollte sich nicht wundern, dass er nirgendwo ankommt.“, können wir uns als Kollegium vorbehaltlos anschließen.

Auch wenn wir uns im Anfangsunterricht/in der Schuleingangsphase nur mit einem kleinen Teil der Ordnung der Rechtschreibung beschäftigen, ist es wichtig, den Kindern von Beginn an einen Überblick über das gesamte Lernfeld zu geben.

Das gesamte Lernfeld „Rechtschreibung“ ist im Haus der Rechtschreibwerkstatt festgehalten. Es ist ein Bild, das den Schülern einen Überblick verschafft und zugleich die Ordnung der Rechtschreibung aufgreift. HINWEIS:  In den Klassen kann es über die digitalen Tafeln allen Kindern zugänglich gemacht und zur Visualisierung herangezogen werden.

Begreift man das Haus der Rechtschreibung als ein Gebäude mit vielen Zimmern, so kann man daran sehr schön die Differenzierungsmöglichkeiten, die sich dadurch im Deutschunterricht ergeben, aufzeigen: Manche werden viel Zeit für das erste Zimmer brauchen, andere bleiben in einem anderen Zimmer länger. Jedes Kind geht in seinem Tempo durch das Haus. Schritt für Schritt und durch konsequentes Üben kommen alle oben an. Das ist manchmal anstrengend, aber es wird auch schön sein, etwas Neues zu können. 

Regelmäßige Lernstandskontrollen (die zunehmend mit dem Material zu unseren Werken Flex und Flo(ra) erfolgen), müssen durchgeführt werden, die der Lernberatung des Kindes und der Eltern dienen. Sie sind

für die Kinder verständlich und ermöglichen eine Selbsteinschätzung 

stärken die Erfolgszuversicht der Kinder 

ermöglichen die individuelle Förderung eines jeden Kindes.

Außerdem soll der Lehrer Aufschluss erhalten über die Wirksamkeit der bisherigen Arbeit und evtl. nötige Änderungen, bzw. Fördermaßnahmen.

Eine Festlegung auf eine bestimmte Anzahl von Rechtschreibüberprüfungen erscheint daher nicht sinnvoll. 

Wenn sie geschrieben werden, geschieht dies aber immer in differenzierter Form, so dass möglichst alle Kinder ein auf ihre Möglichkeiten "zugeschnittenes" Erfolgserlebnis haben können. Es geht eben nicht darum aufzuzeigen, wie viele Fehler ein Kind noch macht, sondern wie viel es schon kann. 

Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Arbeiten mit den "STOPPSCHILDERN" in unseren Lehrwerken (s.o.). Sie überprüfen alle Bereiche des Lehrplans für das Fach Deutsch. Das Material nach N. Sommer-Stumpenhorst wird ergänzend eingesetzt.

Für die Lernbereiche ("Zimmer") nach N. Sommer-Stumpenhorst ist ein gesonderter Bereich in unserem Schulplaner ausgewiesen. Außerdem ist für Kinder und Eltern der Bewertungsschlüssel für die Stumpenhorst-Diktate dort abgedruckt, was die Leistungsbewertung noch transparenter macht. Siehe hier: KLICK!

Alle Lernkontrollen bzw. Rechtschreibüberprüfungen dienen dazu, das Üben besser planen und effizienter gestalten zu können.

Mit der Nutzung eines Computerprogramms (Online Diagnose Grundschule aus dem Westermann-Verlag) sehen wir eine weitere Evaluationsmöglichkeit im Zusammenhang mit den (Recht-)Schreibleistungen unserer Kinder vor. Es kann begleitend zur Einschätzung durch die Lehrkraft genutzt werden und wird jedes Schuljahr aktualisiert und die Lizenz verlängert.

Bei dem Softwareprodukt zur Rechtschreibwerkstatt (s.o.) handelt es sich um ein Programm zur detaillierten Auswertung der Schreibungen von Schülerinnen und Schülern. Es liefert eine Grundlage für die Einschätzung des Lernstandes und der spezifischen Probleme unserer Schülerinnen und Schüler und damit für eine gezielte Rechtschreibförderung und Konsequenzen für das Lehrerhandeln. Das Programm analysiert und klassifiziert die verwendeten Schreibungen und liefert so wichtige Erkenntnisse über den Entwicklungsstand und den Zugang des Kindes zur Schrift. Das Programm erfasst alle Fehlschreibungen - auch bei mehreren Fehlern in einem Wort - und nimmt eine detaillierte Klassifizierung vor. Außerdem generiert es Fördermöglichkeiten.

 

zuletzt geändert am 07.12.17